Hochwasser und Renaturierung

Hochwasser an der Queich

Durch starke Regenfälle kann es hin und wieder mal vorkommen, dass die Queich über ihre Ufer tritt. So auch am 24.06.2021 auf unserer renaturierten Fläche. Mit einem Pegelstand von 108cm in Siebeldingen verzeichnete sie einen ihrer Höchststände.

( Abbildung 1: Screenshot 24.06.2021, http://213.139.159.46/prj-wwvauskunft/projects/messstellen/wasserstand/register4diag.jsp?intern=true&msn=2377050700&pegelname=Siebeldingen+Queich&gewaesser=Queich&dfue=1)

Hier ein paar Impressionen aus dem Queichpark vom 24.06.2021:

Doch wie kommt es zu so einem Hochwasser überhaupt?
Wie können uns renaturierte Flächen dagegen schützen?
Und was hat der Klimawandel damit eigentlich zu tun?

Diesen Fragen widmen wir uns in dieser Lernressource. Wer sich aber zunächst über Renaturierung informieren möchte, kann dies in unserer Lernressource “Renaturierung von Fließgewässern” machen.

Wie entsteht Hochwasser?

Zunächst kannst du diesen kurzen Bericht von Quarks anschauen, in welchem die Entstehung von Hochwasser kurz und knapp veranschaulicht wird.

So entsteht Hochwasser am Fluss – Quarks

Hochwasser ist ein natürliches Ereignis. In unserem Falle handelte es sich um einen kurzzeitigen Starkregen, dessen Wassermassen die Queich dazu veranlasst haben über ihre Ufer zu treten und die angrenzenden Flächen zu überfluten. Solche Überflutungsflächen können geplant und angelegt werden. Diese nennt man dann natürliche Retentionsräume, in welchen große Wassermassen zurückgehalten werden können. Hierbei kann es sich z.B. um Auenlandschaften oder Grünlandflächen handeln. Sie sind zumeist tiefer gelegen, sodass der Wasserabfluss dorthin erleichtert wird. Dies hilft den Hochwasserabfluss zu verlangsamen und Städte sowie Dörfer flussabwärts vor den Wassermassen zu schützen. Früher gab es sehr viele solcher Auenflächen. Durch die Besiedelung und den Eingriff des Menschen sind heute nur noch 10% der vorhandenen Flussauen in einem naturnahen Zustand (BfN 2015 & BfN 2016). Diese können ihre Funktionen auch kaum noch erfüllen, was die Flüsse daran hindert sich bei Hochwasser in ihren natürlichen Überschwemmungsflächen auszubreiten. Durch die Begradigung der Flüsse und den technischen Gewässerausbau erhöht sich die Fließgeschwindigkeit, was zusätzlich dazu führt, dass der Mensch sich zunehmend schlechter auf die immer häufiger auftretenden Hochwasser vorbereiten kann.

Hochwasserschutz durch Renaturierung

Renaturierungsflächen, im besonderen Auengebiete, können den technischen, menschengemachten Hochwasserschutz ergänzen (Strosser et al. 2015). Es werden so naturnahe Fließgewässer mit ihren natürlichen Retentionsräumen erneut verbunden. Hierbei ist das “Gießkannenprinzip” maßgeblich. Die Summe vieler, kleine als auch größere, Überschwemmungsflächen verhilft Hochwasser dort wo es entsteht direkt abzuleiten.

Hochwassermindernde Renaturierungsmaßnahmen betreffen im Wesentlichen die Anbindung der Gewässer an ihre ⁠Aue⁠. Dazu gehören z. B.:

  • Verlängerung des Gewässerverlaufs,
  • Verringerung des Längsgefälles,
  • Abflachung des Querprofils,
  • Sohlanhebung,
  • Diversifizierung der Ufer- und Sohlenstrukturen (z. B. Verbau entfernen, Steine und ⁠Totholz⁠ als Strömungslenker einbringen),
  • Etablierung hochwasserwirksamer Ufergehölze,
  • Wiederanbindung von Altarmen, Nebenrinnen und Flutmulden,
  • Rückbau von künstlichen Rückstauen und Herstellen einer naturnahen ⁠Abflussdynamik⁠,
  • eigendynamische Entwicklung des Gewässers zulassen.

Der Queichpark als natürliche Retentionsfläche der Queich

Wenn auch nicht direkt als solche geplant, kann die Fläche des Reallabor Queichland als natürliche Überschwemmungsfläche der Queich dienen. Mit der Renaturierung eines Queicharms wurde der Gewässerverlauf verlängert und durch im Flussbett verankerte Steine die Fließgeschwindigkeit gesenkt. Es wurde eine eigendynamische Entwicklung des Gewässers zugelassen, welche die Abflussdynamik aus dem begradigten Queicharm zulässt. Wie in Abbildung 2 zu sehen, sind solche Überschwemmungsgebiete vor und hinter Landau (Pfalz) bereits staatlich festgesetzt worden, um Überschwemmungen im Stadtgebiet zu verhindern. Die Renaturierungsfläche des Reallabors kann somit eine zusätzliche, natürliche Retentionsfläche darstellen. Limitiert wird der Wasserzulauf natürlich durch die Aufteilung des Wasserarms am Eingang des Queichparks beim ESG. Deshalb ist eine komplette Überflutung der Fläche höchst unwahrscheinlich, aber eine teilweise Flutung (wie in den Impressionen vom 24.06.2021 zu sehen ist) möglich.

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Abbildung 2 + 3: staatlich festgesetzte Überschwemmungsflächen rund um Landau und den Queichpark. Zum Vergrößern bitte anklicken.

Merkblatt zu Starkregen und Überflutungsschutz (EWL Landau):

https://www.ew-landau.de/media/custom/2901_26_1.PDF?1622127496

Quizfragen zu Renaturierung und Hochwasser

Hochwasser und Klimawandel

Was der Klimawandel mit Hochwasser zu tun hat, wird euch in diesem kurzen Video von Quarks erklärt.

Klimawandel: Darum müssen wir künftig öfter mit Hochwasser rechnen – Quarks

Quellen:

https://www.umweltbundesamt.de/hochwasser-durch-renaturierung-entschaerfen#naturnahe-hochwasserschutzmassnahmen-im-gewasser-und-in-der-aue

BfN Bundesamt für Naturschutz
⁠ – Bundesamt für Naturschutz (2015): Gewässer und Auen – Nutzen für die Gesellschaft.

BfN – Bundesamt für Naturschutz (2016): Ökosystemleistungen von Auen und Fließgewässern.

Strosser P., Delacámara G., Hanus A., Williams H. &Jaritt N. (2015): A guide to support the selection, design and implementation of Natural Water Retention Measures in Europe – Capturing the multiple benefits of  nature-based  solutions (Titel der deutschen Fassung: Ein Leitfaden zur Unterstützung der Auswahl, Ausgestaltung und Umsetzung von natürlichen Wasserrückhaltemaßnahmen in Europa – Einblick in die vielfältigen Vorteile naturnaher Lösungen). Endfassung, April 2015.

Abbildung 1: http://213.139.159.46/prj-wwvauskunft/projects/messstellen/wasserstand/register4diag.jsp?intern=true&msn=2377050700&pegelname=Siebeldingen+Queich&gewaesser=Queich&dfue=1

Abbildung 2+3: https://hochwassermanagement.rlp-umwelt.de/servlet/is/200127/

Textquelle zum Lückentext: https://klexikon.zum.de/index.php?title=Hochwasser&oldid=55914

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