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| Kulturelle Öffentlichkeit und die Verbindlichkeit der Sprache
Mit
der kulturellen Tatsache der Sprache ist das dritte Forschungsfeld
– Kulturelle Öffentlichkeit und die Verbindlichkeit der Sprache –
eröffnet, das durch die beschriebene Ambiguität gekennzeichnet ist. Aus
Sicht der Sprachwissenschaft stellen die vielfältig medial
ausdifferenzierten Sprachsysteme eine einseitige Orientierung von
Sprachkritik und Sprachnormierung am Skriptizismus in Frage
(Schneider). Freilich wäre es verfehlt, auf Regelung und Normierung zu
verzichten, doch müssen diese neu justiert werden, etwa mit Bezug auf
die Beschreibung differenter kommunikativer Praktiken und deren
jeweiliger (Sprach-)Spielräume. Durchaus vergleichbar mit der
geschilderten Problematik in der Sprachwissenschaft stellt sich auch in
der Literaturwissenschaft die Frage der Absicherung des
Lektüreverhaltens in pluralistischen Gesellschaften neu. Der Kanon ist
nicht mehr unbezweifelbar gewiss, er muss argumentativ abgesichert
werden, wobei die Kriterien der Rechtfertigung unterschiedlich sind
(Neuhaus, Schaffers). Insbesondere mit Blick auf Institutionen wie
Literaturkritik, Schule, Universität oder Bibliothek stellt sich die
Frage, welche Kriterien im Einzelnen ausschlaggebend sind und in
welchem Verhältnis sie zu ritualisierten Praktiken der Lektüre und
Auswahl stehen. Damit steht grundsätzlich auch der Wert der
Literatur
im Feld der Bildung und mit Blick auf die Ausbildung einer kulturell
situierten Identität auf dem Prüfstand.
© 2014 Universität Koblenz-Landau
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